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USA-Reisen: Trump und Grenzkontrollen schrecken Europäer ab

Eine Passagiermaschine landet am John F. Kennedy International Airport in New York.
Eine Passagiermaschine landet am John F. Kennedy International Airport in New York (Symbolbild).Bild: imago-images.de

Nach diesen Inhalten sucht die US-Grenzkontrolle auf deinem Handy

Wer sich bei Instagram oder in WhatsApp-Chats kritisch zu Donald Trump oder Israels Gazakrieg äussert, muss bei USA-Reisen mit Zurückweisung rechnen. Die Verantwortlichen versuchen zu relativieren.
15.04.2025, 14:4015.04.2025, 14:53
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Die neuesten offiziellen US-Zahlen zeigen, dass immer weniger Europäer nach Amerika reisen. Mit ein Grund dürften die verschärften und zunehmend aggressiven Kontrollen durch den US-Grenzschutz sein.

Nun haben irische Journalisten von der zuständigen US-Behörde eine Antwort darauf erhalten, was die Kontrolleure auf den Geräten von Passagieren prüfen.

Was ist passiert?

Wie das irische Online-Medium Extra.ie zu Beginn dieser Woche berichtete, überprüfen US-Einwanderungsbeamte am Flughafen in Dublin die Smartphones von USA-Reisenden auf gespeicherte «Anti-Trump-Inhalte».

US-Kontrolleure in Dublin
In der irischen Hauptstadt befindet sich einer der wenigen Flughäfen ausserhalb Nordamerikas, der eine sogenannte US-Vorabfertigung anbietet.

Das bedeutet, dass europäische Passagiere vor dem Einsteigen ins Flugzeug die Kontrolle des US-Zoll- und Grenzschutzes (CBP) passieren und dann als US-Inlandspassagiere gelten. Sie müssen also nach der Ankunft in den USA und vor Weiterflügen im Land nicht erneut die strenge Grenzkontrolle passieren.

Nun dürften die wenigsten USA-Touristen aus der Schweiz ihre Flugreise via Dublin planen. Dank der Recherchen des irischen Online-Mediums wissen wir jedoch mehr über die Gerätekontrollen des CBP, die normalerweise erst auf US-Boden stattfinden.

Zur Erinnerung: Wer als Ausländer in die USA einreisen will, muss sich gemäss übereinstimmenden Berichten «zunehmend aggressiven» Kontrollen stellen und mit den Beamten kooperieren. Dies bedeutet etwa, dass man Handy und Laptop entsperren muss. Wer sich weigert, muss mit der Zurückweisung rechnen.

Laut Extra.ie bestätigten die US-Einwanderungsbehörden nun, dass sie bei scheinbar willkürlich ausgewählten Passagieren auch die Social-Media-Profile kontrollieren. Jenen Personen, die auf Instagram und anderen Social-Media-Plattformen zuvor Inhalte veröffentlicht hatten, die die Trump-Regierung als antisemitisch einstuft, werde das Visum oder die Aufenthaltsgenehmigung (ESTA) für die Vereinigten Staaten verweigert.

Zu den als antisemitisch eingestuften Beiträgen zählten Social-Media-Aktivitäten zur Unterstützung militanter Gruppen, die von der US-Regierung als Terroristen eingestuft werden, darunter die Hamas, die libanesische Hisbollah und die Huthi-Rebellen im Jemen.

Laut Extra.ie hatte das US-Heimatschutzministerium noch vor zwei Wochen entschieden bestritten, dass solche Social-Media-Kontrollen stattfinden. Die Sprecherin der zuständigen US-Bundesbehörde, Customs and Border Protection (CBP), erklärte damals:

«Diese Durchsuchungen sind selten, unterliegen strengen Vorschriften und werden zur Identifizierung und Bekämpfung schwerer Straftaten eingesetzt, darunter Terrorismus, Schmuggel, Menschenhandel und Visabetrug.»

Und weiter versicherte die CBP-Sprecherin, dass «alle Behauptungen», es handle sich um politisch motivierte Durchsuchungen, «unbegründet» seien.

Eine Sprecherin des US-Ministeriums für innere Sicherheit (Homeland Security), die für den Grenzschutz zuständig ist, bestätigte jedoch gegenüber US-Reportern, dass bei der Einreise in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Meinungsfreiheit Grenzen habe:

«Wer glaubt, er könne nach Amerika kommen und sich hinter dem Ersten Verfassungszusatz verstecken, um antisemitische Gewalt und Terrorismus zu befürworten, sollte noch einmal nachdenken. Er ist hier nicht willkommen.»

Was hilft?

Laut der Vorsitzenden der Organisation Democrats Abroad tauschten nach Europa ausgewanderte US-Bürgerinnen und US-Bürger, die planen, über Ostern in ihre Heimat zurückzukehren, intensiv Ratschläge darüber aus, wie sie die US-Grenzkontrolle meistern können.

«Sie meinen, man solle seinen Laptop oder andere Geräte, auf denen die eigenen Social-Media-Profile gespeichert sind, nicht mitbringen, um weder die Aufmerksamkeit noch den Zorn der Einwanderungsbeamten auf sich zu ziehen.»
Patti Shields, Democrats Abroad

Sie kenne zwei Personen, die «sehr häufig» über den Flughafen Dublin in die USA und zurück reisten. Diese seien in den letzten Wochen von den Grenzkontrolleuren aggressiv angegangen und befragt worden.

Ihr Rat an USA-Reisende: Es gelte bei der CBP-Kontrolle ruhig zu bleiben und alle Fragen klar und wahrheitsgemäss zu beantworten, da die Beamten die Einreise verweigern können, noch bevor man an Bord gehe.

Ein Trost bleibt den von amerikanischen Grenzkontrolleuren in Dublin abgewiesenen Europäern: Sie müssen nicht befürchten, vorübergehend festgenommen zu werden und bis zur Abschiebung in Haft zu sitzen.

Ganz anders in den USA: Der britische «Guardian» rief in einem am Samstag publizierten Artikel den Fall der Rucksacktouristin Rebecca Burke in Erinnerung. Die junge Britin sei bei der Ausreise (nach Kanada) vom US-Grenzschutz festgenommen worden und fast drei Wochen inhaftiert gewesen. Seither empfehle sie allen Leuten, derzeit nicht nach Amerika zu reisen.

Seit Anfang 2025 und Donald Trumps Amtsantritt als US-Präsident verzichten Europäer vermehrt auf USA-Reisen. Die offiziellen US-Statistiken zeigen einen erheblichen Rückgang in den vergangenen Monaten.

Einer der Co-Gründer der bekannten amerikanischen Reise-Suchmaschine Kayak nahm gegenüber der «Financial Times» kein Blatt vor den Mund:

«In nur zwei Monaten hat Trump den Ruf der USA zerstört, was sich unter anderem in einem Rückgang der Reisen aus der EU in die USA zeigt.»
Paul English, Kayak-Co-Gründer

PS: Inzwischen weisen mehrere europäische Länder ihre Bürgerinnen und Bürger auf die aggressiveren US-Grenzschutzmassnahmen hin. Und die Schweiz? Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hält in seinen Reisehinweisen fest:

«Erkundigen Sie sich frühzeitig bei der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Bern über die genauen Einreise- sowie sonstigen Bestimmungen. Bei einem Verstoss gegen die Vorschriften droht eine Rückweisung, Festnahme oder Inhaftierung.»
quelle: eda.admin.ch
Meme zu USA Einreise-Schickane US-Grenzkontrolle
Bei Bluesky wird halb scherzhaft auf die Nordamerika-Alternative hingewiesen: «Besuchen Sie Kanada – wir werfen Sie nicht (...) in einen Gulag in El Salvador!»Screenshot: bsky.app

Quellen

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273 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Triumvir
15.04.2025 14:48registriert Dezember 2014
Liebe Amis, keine Sorge! Kein Mensch mit Verstand will euren faschistischen Staat derzeit besuchen.
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banda69
15.04.2025 14:49registriert Januar 2020
«In nur zwei Monaten hat der Rechtspopulist den Ruf der USA zerstört, was sich unter anderem in einem Rückgang der Reisen aus der EU in die USA zeigt.»

....wie viele Existenzen der Rechtspopulist bisher wohl zerstört hat? Und wer wohl davon profitiert?

Rechtspopulisten schaden.
Immer.
Und überall.
Und das nachhaltig.
34032
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Zum Kommentar
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ich_habe_da_mal_eine_frage
15.04.2025 14:45registriert November 2024
Die Einreise in die USA war noch nie sonderlich angenehm. Im Augenblick sind zudem noch starke Zweifel am dortigen Rechtsstaat angebracht, so dass eine USA-Reise nur etwas für sehr abenteuerlustige und hartgesottene Menschen ist. Ich war sehr oft dort und würde mich der Behördenwillkür dort im Moment nicht aussetzen wollen.
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